Es wird immer wieder die Sinnhaftigkeit von Dämmung der Poolwände und des Poolbodens diskutiert. Sehr oft kommt das Argument „Bringt nix, es gehen sowieso 90% über die Oberfläche verloren. Steck das Geld lieber in eine vernünftige Überdachung“.
Ich finde dieses Argument nicht ganz korrekt. Einerseits kostet eine „vernünftige Überdachung“ das 30-fache und andererseits geht natürlich sehr wohl gegen Erdreich auch Wärme verloren.
Im folgenden möchte ich folgende Szenarien bzw. Aussagen behandeln.
- Pooldämmung bringt nichts
- Dämmen wenn dann außen weil sonst gibt’s Dellen
- Dämmen innen weil sonst muss ich ja den ganzen Betonkörper mit aufwärmen
Wir betrachten nun zwei Fälle. Beim ersten wird die Dämmung auf der Poolinnenseite angebracht und bei der zweiten auf der Poolaußenseite.
Basis: Pool 3,5m x 7,3m x 1,5m (bzw. 1,45 Wassertiefe)
Fallbeispiel 1: Pool innen gedämmt
Wenn man den Pool nachträglich innen dämmt und keine Styrosteine verwendet, nimmt man XPS (Styrodur) mit einer Druckfestigkeit von mindestens 300kPa/m². Die Platten werden mit frostsicherem Flexkleber (oder sonstigen Dämmstoffklebern) verklebt und schlussendlich noch mit Dämmstoffdübeln befestigt.
Vorteile:
- Betonmantel muss nicht erst initial mit aufgeheizt werden
- Unebenheiten von Wand und Boden können ausgeglichen werden
- Wärmebrücken können sehr gut vermindert werden
Nachteile:
- Platten müssen mit frostsicherem Kleber geklebt werden
- Platten müssen zusätzlich gedübelt werden hoher Aufwand beim Setzen von >200 Dübeln in Beton
- Theoretisches Risiko, dass Spachtelung von den Styrodurplatten abfriert da die Haftung nicht ganz so gut ist wie auf Betonschalsteinen
- Damit eine möglichst wärmebrückenfreie Hülle entsteht sollte die Treppe und sonstige Sitzflächen in innerhalb der XPS Hülle gebaut werden. Also als erstes XPS und dann Treppe erstellen.
- Theoretisches Risiko von Dellen. Wobei diese bei Netzen + 2x Spachteln eher auszuschließen sind.
Neutral:
- Setzungen des XPS werden durch die Elastizität der Folie ausgeglichen
Fallbeispiel 2: Pool außen gedämmt
Wenn man den Pool außen dämmt, wird natürlich auch Styrodur verwendet. Hierbei wird das Styrodur unter die Bodenplatte gelegt und rund um die Außenwände angebracht. Verwendet wird ebenfalls mindestens 30kPa/m² XPS.
Vorteile:
- Die Platten müssen nicht geklebt werden. Ich sehe keinen Sinn darin die Platten außen der Wand zu verkleben. Sie werden beim zuschütten automatisch lagegesichert. Auch die Noppenfolie kann man sich dann sparen. Dies führt zu einer Kostenersparnis, weil Noppenfolie, Kleber sowie Schlagdübel gespart werden. Die Mehrmenge an Dämmmaterial muss gegengerechnet werden. Meine Berechnungen ergeben aber einen deutlichen Preisvorteil.
- Innerhalb des Beckens sind keine Beschädigungen zu fürchten: Stichwort „Dellen“
- Es können Standard 50x50mm Blechwinkel verwendet werden
- Massive Arbeitserleichterung, es muss nur mehr glatt gespachtelt werden (2x + Netz)
- Treppen, Sitzflächen etc. können einfach gebaut werden ohne Wärmebrückenberücksichtigung.
- Kein Risiko, dass eventuelles Schwitzwasser oder Wasser durch Undichtigkeiten sich unter den XPS Platten sammelt und es dort zu schimmeln beginnt.
Nachteil:
- Betonkörper muss mit vorgeheizt werden
- Setzungen des Dämmstoffes unter der Bodenplatte könnten eventuell zu Rissen und Höhenunterschieden im Belag führen. Wobei sich diese fast unbemerkbar einstellen sollten, siehe Thema „Setzungen XPS“.
Thema „Dämmen bringt nichts“:
„Dämmen bringt nichts“ ist natürlich genauso falsch wie pauschal zu sagen „Dämmen bringt sehr viel“. Ja, wärme steigt auf aber die Kontaktwärmeübertragung ist dennoch gegeben und wirkt sich aus. Das Wasser wird ja auch umgewälzt, daher erfolgt eine Durchmischung im Becken. Man kennt ja auch die Posts die aussagen, dass an ungedämmten Wänden sowie Poolböden ein kühler Wasserschleier spürbar ist.
U-Werte:
U-Wert Betonwand (ungedämmt): 3,39W/m²K
U-Wert Betonwand (5cm XPS): 0,58W/m²K
U-Wert Betonwand (3cm XPS): 0,86W/m²K
Formel Wärmeübertragung: U-Wert * Wandfläche * Temperaturdifferenz
Beton: 3,39 * 55 * 15 = 2800W 2,8kW/h * 24h = 67kWh Verlust in 24h
Beton (5cm XPS): 0,58 * 55 * 15 = 500W 0,5kW/h * 24h = 12kWh Verlust in 24h
Beton (3cm XPS): 0,86 * 55 * 15 = 700W 0,7kW/h * 24 = 17kWh Verlust in 24h
Energiemenge zum Ausgleich von 1°C berechnen:
Um ein Becken mit 37m³ Wasser um 1°C zu erwärmen benötigt man 0,00116kWh * 37000liter Wasser * 1°C Temperaturdifferenz 42kWh entsprechen 1°C Temperaturverlust.
Fazit:
- Über die Wände und den Boden verliert man ohne Dämmung ca. 1,5°C in 24 Stunden.
- Bei Dämmung mit 5cm XPS wären es ca. 0,3°C
- Bei Dämmung mit 3cm XPS wären es ca. 0,4°C
Hier sieht man schon sehr gut wieviel es theoretisch bringt.
Thema „Setzungen XPS“:
XPS mit einer Druckfestigkeit von 30t/m² dürfen sich maximal 10% quetschen lassen. D.h. bei einer Bodenplattendämmung unter der Platte könnte es bei 50mm XPS zu 5mm Setzung kommen, maximal theoretisch bei 30t Flächenlast (NICHT PUNKTLAST!).
Gehen wir nun von „meinem Standardpool“ aus mit einer Wassertiefe von 1,45m so ergeben sich auf einem m² ein Wasserdruck von maximal 1,45t. Dazu muss natürlich das Gewicht der Bodenplatte auf diesen m² addiert werden. Normalbeton hat ca. 2600kg/m³, d.h. bei einer 20cm dicken Platte ergibt sich auf 1 m² ein Gewicht von ~ 500kg (also 0,5t). Jetz muss man natürlich noch die zusätzliche Last am Rand durch das Gewicht der Wände rechnen. Das ergibt auf einem Laufmeter etwa 780kg (=0,8t). Dieses Gewicht wird aber natürlich auch durch die Bodenplatte abgeleitet und wirkt nicht genau am Rand auf das XPS.
Somit vereinfachen wir uns die Rechnung und nehmen Wassergewicht, Betongewicht + Wandgewicht und stellen es einem m² gegenüber. Somit erreichen wir auch ein WORST-CASE Szenario.
Auf das XPS wirkt also ein Gewicht von maximal: 2,75t. Das entspricht ca. 8% der 30t bei 10% Stauchung. Gehen wir von einer linearen Einwirkung der Stauchung aus ergibt sich eine maximale
Setzung von ca. 0,5mm bei 5cm XPS.
Thema „Aufwärmen des Betonkörpers“:
Argumentiert wird oft, dass die Innendämmung besser ist weil nicht erst der Betonkörper unnötig geheizt werden muss. Theoretisch richtig, aber wieviel machts wirklich aus?
Beginnen wir mal mit der spezifischen Wärmespeicherfähigkeiten.
Wasser = 4,1kJ/kgK
Beton = 0,9kJ/kgK
Ich gehe jetzt von den Berechnungen meines Beckens aus. Hier ergibt sich eine verbaute Betonmenge von ca. 13m² Beton (Pool 7,3x3,5 mit Schalsteinen 20cm).
Formel: Q = spezifische Wärmekapazität * Temperaturdifferenz * Masse * Umrechnungsfaktor in kWh
Wärmespeicherfähigkeit von 13m² Beton:
0,9 * 15 * 13000 * 0,00028 50kWh
Wärmespeicherfähigkeit von 37m² Wasser:
4.1 * 15 * 37000 * 0,00028 637kWh
Man sieht also, dass man ca. 8% mehr Energie für das erste Aufwärmen aufwenden muss. Natürlich ist die Energie nicht verloren sondern das System ist halt etwas träger.
Die Diskussion ist eröffnet 😊
Natürlich alles theoretische Werte und alle vereinfacht gerechnet.